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Charlotte Michel-Biegel

Beitrag zur Debatte um "Eltern-Kind-Entfremdung"

Auf unseren Artikel in der ZKJ 7 und 8/2022 kam unter anderem von einer anderen Autorengruppe die Kritik am Begriff „Entfremdung“. Auch in anderen Kreisen stößt der Begriff auf Ablehnung. Grund: Das Phänomen „Parental Alienation Syndrome“ wurde 1985 erstmals von dem amerikanischen Kinderpsychiater Richard Gardner, beschrieben. Weil Gardner fragwürdige Methoden angewandt hat, ist er später in der Fachwelt in Ungnade gefallen. In Deutschland wurde das Phänomen der „Entfremdung“ während der Jahre durch viele Fachleute beobachtet, beschrieben, belegt, die Thesen weiterentwickelt. Der Begriff „Entfremdung“ blieb. Was Manchen daran nicht gefallen hat: Er wurde von Gardner als PAS zum ersten Mal erwähnt, als Folge von Manipulation durch eine Elternperson gegen die Andere. Impliziert deswegen der deutsche Begriff „Entfremdung“ das Gleiche?

Nein. „Entfremdung“ beschreibt einen Prozess! Egal, wer oder was ihn in Bewegung gesetzt hat. Die Betonung des Prozesshaften wurde übrigens auch von den o.g. KritikerInnen eingefordert. Um dieses häufig auftretende Phänomen zu beschreiben, werden nun statt dieses treffenden Begriffs andere Bezeichnungen angeboten. Viele dieser Bezeichnungen treffen die Problematik nicht. Sie reden von dem Ergebnis des Prozesses, nämlich vom „Abbruch“, andere verharmlosen es mit „Probleme“. Es ist aber nicht nur der Abbruch oder der Abriss, um den es bei dem kindlichen Erleben geht. Wirklich kindeswohlschädlich ist der Prozess, der letztendlich zu diesem Ergebnis führt. Das Kind erlebt hier über Jahre die Aversion der Eltern gegeneinander, nicht selten mit Beeinflussungen, Verweigerungen, Aktionen, etc., flankiert von oft hilflosem Helfersystem. Kindheit im ständigen Konflikt. Dieser Prozess ist aus meiner Sicht als „Entfremdung“ passend beschrieben.

Mit welchem Begriff ist wohl dieser Fall zu beschreiben:

 „……..Mein Mann entfremdet mir zunehmend unseren Sohn. Er schenkt ihm einfach ein neues Handy, obwohl wir das schon abgelehnt haben. Da heißt es dann, Mama wollte das nicht…….er redet schlecht über mich bei seinen Eltern im Beisein unseres Sohnes……. Er geht mit ihm zum Arzt und vergisst, mir davon zu berichten……ich habe Angst, dass es so weitergeht, wenn wir uns trennen würden, geht mir das Kind immer mehr verloren…….“

Entfremdung geschieht auch in Familienbeziehungen, und nicht selten wird sie nach der Trennung von beiden Eltern samt Mitläufern aktiv betrieben.

Da es um die Sache geht, und wegen der gebotenen „correctness“, modifiziere ich nun meine Vorträge in der Überschrift. Mein Vortrag „Entfremdung“, bei welchem ich u.a. differenziert verschiedene Arten des Phänomens aufzeichne, heißt jetzt in der Überschrift:

 

Kindliche Beeinträchtigung aufgrund von Beziehungsproblemen der Eltern

Eltern-Kind-Kontaktprobleme

Eltern-Kind-Kontaktverweigerung

Gatekeeping-Gateopening

Trennungsinduzierter Kontaktabriss

Beeinträchtigung der emotionalen Sicherheit

 

Bei meinem letzten Vortrag hat dies zu einiger Verwirrung geführt. Ich muss jetzt die Überschrift erklären. Aber wenn es der Friedenssicherung dient……….

 

Charlotte Michel-Biegel

November 2023

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